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Mathias Beil Leiter Private Banking

Überdurchschnittliche Spreads: Anleihenmarkt preist rezessionäres Umfeld ein

Die Risikoprämien am Anleihenmarkt sind stets ein Abbild, ob die Zeiten eher ruhig oder unruhig sind. In Krisenzeiten beispielsweise steigen Spreads von Euro-Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen stark an, weil das Vertrauen am Markt sinkt und daher Emittenten von Unternehmensanleihen einen höheren Zinskupon bieten müssen. „Aktuell fällt auf, dass die Risikoprämien von Euro-Unternehmensanleihen über dem langfristigen Durchschnitt liegen“, analysiert Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank, die aktuelle Situation am Anleihenmarkt. „Offenbar preist der Markt derzeit ein rezessionäres Umfeld ein, was die überdurchschnittlichen Spreads rechtfertigen würde“, führt Beil aus. Anleger könnten aus seiner Sicht vor allem im Segment der Euro-Hochzinsanleihen profitieren. Allerdings heißt es genau hinzuschauen – den Immobiliensektor gelte es zu meiden.

Segment für Euro-Hochzinsanleihen bietet Chancen – Immobiliensektor ausgenommen

Aktuell liegt der Renditevorteil bei Euro-Unternehmensanleihen im Vergleich zu Bundesanleihen je nach Laufzeit zwischen 120 und 160 Basispunkten. Dass die Risikoprämien von Euro-Corporate-Bonds derzeit über dem langfristigen Durchschnitt liegen, ist nach Ansicht von Mathias Beil deshalb prägnant, weil in diesem Durchschnitt Ereignisse wie die Covid-Krise im ersten Quartal 2020, die Schuldenkrise in der Eurozone mit den bekannten Spread-Ausweitungen der Peripheriestaaten und die Finanzkrise, dominiert durch die Lehman-Pleite, enthalten sind. Dies spräche daher eindeutig für das Einpreisen eines rezessionären Umfelds.

Interessant ist nach Einschätzung von Mathias Beil der Blick auf den Markt mit Euro-Hochzinsanleihen. Im Jahr 2007 waren 35 Prozent der Anleihen mit einem BB geratet, heute sind es 61 Prozent. Damals waren 54 Prozent bei einem Rating von B eingestuft, heute sind es 34 Prozent und schließlich waren 2007 11 Prozent mit CCC eingruppiert, heute sind es lediglich 4 Prozent. „Ist der Rückschluss richtig, dass sich der Markt verbessert hat? Das muss man mit nein beantworten“, erklärt Beil. Insgesamt sei der High-Yield-Markt in Europa größer geworden und zahlreiche Rating-Abstufungen hätten dazu geführt, dass Unternehmen von Investmentgrade auf BB zurückgestuft wurden.

Gleichwohl gebe es Warnsignale am Markt für Euro-Unternehmensanleihen primär nur in einem Segment – dem für Immobilien. „Namhafte Asset-Manager haben den Markt mit Stress-Szenarien überprüft und ermittelt, das derzeit etwa fünf Prozent des Marktes durch Emittenten von Immobilienfirmen repräsentiert werden. Diese sind allerdings zu 57 Prozent von Ausfall gefährdet. Das ist ein richtiges Warnsignal“, stellt Marktexperte Beil fest. Nicht nur die Signa-Gruppe sei das Problem, sondern auch das Engagement der Unternehmen am US-Immobilienmarkt, der derzeit ächzt. Erst mit deutlichem Abstand folgt unter den Branchen mit höherem Ausfallrisiko der Retail-Sektor, bei dem die Ausfallwahrscheinlichkeit bei knapp 17 Prozent liegt. „Abgesehen vom Immobiliensegment ist der Euro-High-Yield-Markt insgesamt eher gut aufgestellt“, erklärt Beil.

Mit einem Volumen von rund 350 Milliarden Euro biete das Segment auch ausreichend Auswahl für unterschiedliche Risikoprofile von Anlegern. „Wichtig ist und bleibt die Risikodiversifizierung. Doch faktisch kann mit Euro-Unternehmensanleihen ein zusätzlicher Renditebaustein im Anleihensegment hinzugefügt werden, da mit zehnjährigen Bundesanleihen inzwischen nur noch knapp über zwei Prozent Rendite möglich sind“, sagt Mathias Beil.

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