Was sind die Gründe für die massiv gestiegenen Goldkäufe der Zentralbanken?
Schaut man sich an, welche Zentralbanken vor allem als Käufer auftreten, dann kommt man schnell zu dem Schluss, dass es Zentralbanken sind, die dem US-Dollar nicht vertrauen oder nicht vertrauen wollen. Die größten Akteure sind China und Indien. Neben dem Misstrauen gegenüber dem US-Dollar liegt ein weiterer Grund sicherlich auch in den Sanktionen gegen Russland begründet. Schließlich möchte man seine Währungsreserven nicht gesperrt wissen. Ein anderer Grund liegt schlicht darin, dass man flexibel bleiben möchte.
Wie schätzen Sie die langfristige Entwicklung des Goldpreises ein?
Wir haben bereits gesehen, dass die weiter gestiegenen geopolitischen Risiken neben dem Ukraine-Krieg die Goldkäufe befeuert haben. Sollte sich in Europa herausstellen, dass Länder wie Frankreich oder Deutschland kurzfristig aufgrund der Wahlen handlungsunfähig sind, würde das den Goldpreis zusätzlich für kurze Zeit weiter nach oben treiben. Französische Staatsanleihen mussten am Kapitalmarkt kurzfristig höhere Zinsen bezahlen als französische Konzerne. Das ist kein Zeichen von Vertrauen. Die langfristige Entwicklung hängt stark vom Verhalten der Zentralbanken ab und da spricht vieles für einen weiter steigenden Goldpreis.
Wie stark beeinflusst die aktuelle Entwicklung von Währungen, insbesondere des US-Dollars, den Goldpreis?
Aus meiner Sicht ist die Währungskursentwicklung von etablierten westlichen Leitwährungen natürlich ein Grund, alternativ in Gold zu investieren. Die Staatsverschuldungen wachsen und damit schwindet das Vertrauen in die Währungen.
In Zeiten fallender Zinsen bevorzugen viele Investoren risikoarme Anleihen. Ist Gold in diesem Umfeld eine attraktive Alternative?
Gold profitiert generell in Phasen fallender Zinsen. Festzustellen bleibt aber, dass das Gold in der doch recht ausgeprägten Phase steigender Zinsen nicht verloren hat, sondern vielmehr stark nachgefragt war. Ein Grund ist das Verhalten der Notenbanken der sogenannten Entwicklungsländer.
Lieber Gold oder Minenaktien?
Aktuell bevorzuge ich ETC‘s, da Minenaktien aus meiner Sicht nur bedingt die Entwicklung der Rohstoffe wiedergeben. Bei den Minenaktien hängt die Bewertung eben auch an sehr klassischen, fundamentalen Kennzahlen wie etwa Gewinn pro Aktie, Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Dividendenrendite.
Virtuelles oder reales Gold, was ist besser?
Aus meiner Sicht sollte eine Investition in Gold zumindest physisch hinterlegt sein. Es schadet aber sicher nicht, zusätzlich Goldmünzen wie etwa den Maple Leaf im Tresor zu haben. Das ist dann eine Sicherheit in einem echten Krisenszenario.
Inzwischen ist ein Bitcoin mehr wert als ein Kilogramm Gold. Gibt es nun neue Vorzeichen, was „sicherer Hafen“ und was Spekulationsobjekt ist?
Im Vergleich Bitcoin mit Gold kann man sehen, wie schnelllebig die Zeit ist. Aktuell kostet das Kilo Gold etwas über 81.000 Euro, während der Preis für einen Bitcoin bei knapp 100.000 Euro liegt. Es ist nichts Aufregendes passiert, außer, dass die Spekulationen um den Bitcoin ins Kraut schießen. Ein sicherer Hafen wie Gold hat oft auch Ebbe und Flut. Vergleichen wir jedoch Gold und Bitcoin, dann sage ich klar, dass Gold eine Investition und der Bitcoin eine Spekulation ist.