Halbleiter sind begehrt, die Kurse der Chip-Aktien haussieren derzeit. Wie zuvor bereits die Kurse der Energieversorger und der Unternehmen der Rüstungsindustrie. „Für jeden dieser Anstiege gibt es gute Gründe“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking der Hamburger Sutor Bank. „Noch wichtiger als der Einstieg in solche Branchen und Trends ist allerdings der Ausstieg.“
Gerade im vergangenen Jahr war nach Ansicht von Mathias Beil sehr eindrucksvoll zu beobachten, wie der stete Wechsel von Hype und Flaute, “boom and bust”, funktioniert. „Mit dem Beginn des Ukrainekrieges kletterten die Energiepreise in unwahrscheinliche Höhen“, so Beil. „Wie schnell die Preise wieder sinken würden, hatte kaum einer auf der Rechnung.“ So deckten sich Unternehmen zu hohen Preisen langfristig ein – und zahlen heute drauf. Und auch die Aktien der Energiewirtschaft schienen attraktiv – ein kurzer Boom.
Ähnlich ergeht es den Aktien der Rüstungsindustrie. „Der gewaltige Nachfrageschub, ausgelöst durch den Krieg in Osteuropa und befeuert durch die neu aufgelegten Rüstungsprogramme der Staaten lässt die Aussichten der Rüstungsaktien sehr gut scheinen“, sagt Beil. „Trotzdem ist sehr genau zu überlegen, ob sie in ein Depot gehören.“ Denn auch hier droht nach dem schnellen Anstieg, der eine Rheinmetall-Aktien in den DAX beförderte, auch ein Wiederabstieg.
Gleich zwei Trends kommen bei Chip-Aktien zusammen
Am besten wird dies wahrscheinlich bei den jetzt gerade stark steigenden Chip-Aktien sichtbar. „Hier kommen gleich zwei große Trends zusammen: Die gestiegene Nachfrage und der Wunsch nach Unabhängigkeit von chinesischen Firmen”, sagt Beil. Kein Wunder also, dass Chipfabriken in Europa und den USA geplant und hochgezogen werden. Oft großzügig unterstützt von den Staaten, die sich die Ansiedelung einer Schlüsseltechnologie erhoffen.
Aber auch hier greift letztlich der Markt: „Die Kapazität der jetzt geplanten Chipfabriken kommt zusätzlich“, so Beil. „Und wo heute ein Engpass herrscht, wird es dann Überkapazitäten geben.“ Mit der klaren Aussicht auf fallende Preise, fallende Erträge und geringere Auslastungen. „Wie viele der neu gebauten Fabriken dann noch profitabel arbeiten, wird man sehen. Alle werden es jedenfalls nicht sein“, sagt Beil.
Bei „Schweinezyklus-Investments“ kommt es auf den Ausstieg an
Dies sind nach Ansicht von Mathias Beil drei Beispiele einer alten Weisheit – nämlich des Schweinezyklus. „Wenn etwas knapp ist oder scheint, wird es verstärkt produziert“, erklärt Beil. „Doch weil viele die gleiche Idee haben, folgt auf Mangel oft Überfluss.“ In der Geldanlage bedeutet dies, dass es zwar sehr lukrativ sein kann, zu Beginn eines solchen Zyklus einzusteigen. „Es ist aber immer wichtig, auch wieder rechtzeitig auszusteigen.“
Für die Asset Allokation in einem auf Dauer angelegten Portfolio sind solche Trendthemen entsprechend auch immer nur eine Beimischung. Das schnelle Ein- und Aussteigen bleibt Spekulanten und Zockern vorbehalten. „Und genau diese sind derzeit im Markt der Chipaktien unterwegs“, so Beil.