Der Bitcoin hat ein neues Allzeithoch markiert. Ob es der Auftakt zu einem nachhaltigeren Boom sein wird oder nur eine kurzfristige Blase lässt sich aus den Treibern erkennen. „Diesmal treiben nicht Privatanleger, die Memes nachjagen, den Markt, sondern institutionelle Investoren“, sagt Hartmut Giesen, zuständig für Business Development Fintech, digitale Partner und Krypto/ Blockchain bei der Hamburger Sutor Bank. „Und deren Ziele sind deutlich klarer einzuschätzen.“ Ein Wendepunkt wird sich durch Nachfrageverschiebungen ankündigen.
Bitcon-ETF von Blackrock für 40 Prozent der Nettomittelzuflüsse des Fondsanbieters verantwortlich
Treiber des Bitcoin-Anstiegs sind die enormen Zuflüsse durch die erst kürzlich zugelassenen Bitcoin-ETFs. „Am Rekordtag 28. Februar kauften die ETFs Bitcoin im Wert von 612 Millionen US-Dollar – bei einem Gesamthandelsvolumen im Bitcoin von rund zwei Milliarden Dollar“, sagt Giesen. „Der Bitcoin-ETF von Blackrock ist derzeit für 40 Prozent der Nettomittelzuflüsse des Fondsanbieters verantwortlich“, sagt Giesen. „Und das, obwohl er nur eines von hunderten Produkten des weltgrößten Vermögensverwalters ist.“ Mittlerweile hält der ETF mehr als zehn Milliarden Dollar in Bitcoin. Die Bitcoin-ETFs kaufen derzeit bis zu zehn Mal mehr Bitcoin als von den Minern neu produziert werden.
Im Gegensatz zu den bisherigen Booms werden die Preise nicht durch zocken, sondern durch zusätzliche Nachfrage neuer Investoren, die durch die ETFs erstmals in Kryptowerte investieren können, getrieben. Das zeigt sich auch daran, dass die Erwartung der ETF-Zulassung die Kurse zwar gewaltig trieb. „Die Umsetzung sorgte dann aber eher für einen Rutsch“, sagt Giesen. „Hier wurden Gewinne vor allem von Privatanlegern mitgenommen.“ Der jetzige Anstieg ist stark nachfragegetrieben.
Grundsätzlich ist die zyklische Entwicklung des Bitcoins nichts Neues. Seit seinem Start ist die Preisentwicklung durch Übertreibungen und darauffolgende Zusammenbrüche bestimmt. „Die Übertreibungszyklen hatten jeweils andere Treiber“, so Giesen. „Bei der letzten Kryptomania waren es in erster Linie Privatanleger, die nicht nur in Bitcoin investiert hatten, sondern mit allerlei Meme-Coins und Kryptophänomenen wie NFT herumspekulierten.“
Sehr wahrscheinlich wird trotz der nachhaltigeren Treiber auch diesem Höhepunkt wieder ein drastischer Rutsch folgen. „Aber ebenso wahrscheinlich werden die ETFs auf Bitcoin und eventuelle ETFs auf weitere Krpyptowerte die Nachfrage nach Kryptowerten nachhaltig ausweiten“, sagt Giesen. „Das sollte zumindest bei den in ihrer Maximalausgabezahl beschränkten Kryptowährungen durch ein verknapptes Angebot zu langfristigen Preissteigerungen führen.“
Doch wann ist der Höhepunkt überschritten, wann werden die Preise wieder sinken? „Neben nicht absehbaren Ereignissen wird dies spätestens der Fall sein, wenn die Verkäufe der jetzigen Investoren, nachdem sich ihre Wette auf Spekulationsgewinne durch die ETFs erfüllt oder zerschlagen haben, die Käufe der Neuinvestoren, die durch die ETF investieren, übersteigen“, analysiert Giesen. „Letztlich wird sich zeigen, ob sich Bitcoin als Anlageklasse endgültig etabliert oder doch ein Schmuddelkind bleibt.“
Ob andere Kryptos ebenso profitieren wie der Bitcoin, bleibt abzuwarten. „Die Regulierung ist seit dem letzten Hype-Cycle wesentlich strenger geworden“, so Giesen. „Vor allem in den USA werden nahezu alle Kryptowerte außer Bitcoin und Ethereum aufsichtsrechtlich verfolgt und ihr Handel erschwert oder unmöglich gemacht.“ Insofern wird zu sehen sein, ob und wann weitere ETFs auf weitere Kryptos folgen. „Diese Kryptos dürften dann eine Zukunft haben, die anderen eher nicht.“